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Hörenswertes: James Blake, Garbage, Tom Odell, Gallant, Spain, YG, Red Hot Chilli Peppers, Blink 182

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tameimpala

VÖ. Was war das noch für ein Moment in grauer Vorzeit, als man sich noch den Termin noch rot in den Kalender strich. Man band sich gar ein feistes Leibchen um und hüpfte strahlend in den nächsten Saturn, wo ein damals schon unmotivierter Mitarbeiter erst einmal an zehn andere Kollegen verwies. Der älteste und am schlechtesten gelaunte schaute dann in den PC, vertippte sich zehnmal und meinte dann “Nä, haben wir nicht.”

Heute ist das alles vegane Wurst. James Blake haut einfach ohne Ankündigung raus, Radiohead und Beyonce auch. So, dann hörte ich also mal mit Verzögerung in das Blake-Album rein und stellte fest: Gallant ist fast noch besser und in den Staaten schon richtig groß. Der nächste Frank Ocean mindestens. Spain machen seit den 90er solide Arbeit, Garbage zum Glück auch wieder und YG klingt als ob er eben nicht in den 90ern geboren wäre, sonder sie bereits miterlebt hat.

Gallant – Ology
(Warner, 04.05.2016)

eb053d8aDrums, Synthie und Gesang. Ja, mehr hat der selige Prince (Nicht dieses schrille Produkt von DSDS, Kinder) auch nicht gebraucht. Gallant sang dann just zu dem Tod der Pop-Ikone auch sein Tribute auf dem Coachella-Festival.

Er ist auch nah dran an dem Vorbild, auch wenn er dann am Ende bei James Blake und seinem kühlen Laptop-Soul landet. So entschlackt ist einfach besser und zarte Klavierklänge umschmeicheln die angenehme Falsett-Stimme von Gallant, die so von Jazz, Pop bis Soul überall passt.

Das dieses Album auch wieder 10 Songs zu lange ist, daran hat man sich schon lange gewöhnt und so plätschert auch Ology gemächlich aus. Da wäre etwas Qualitäts-Kontrolle am Schluss angenehmer gewesen, und trotzdem ist das ein schönes Debüt eines interessanten Newcomers.


James Blake – The Colour In Anything
(Polydor / Universal, 20.05.2016)

jamesblake_thecolourinanythingNach Gallant James Blake zu hören ist keine gute Idee für einen Sonntag, denn mein Blutdruck senkt sich  allein durch die Musik schon bedrohlich nahe Richtung Mittagschlaf.

Das Album-Cover sieht auch mal gar nicht nach blauem Himmel und Grillgeruch von dem Balkon unter mir aus, eher wie ein schwer trauriges Herbst-Gemälde.

Ich will nicht lügen: So wirklich komme ich einfach nicht in dieses schwer traurige Album rein, auch wenn ich derzeit allen Grund dazu hätte. Blakes Zeitlupen-Soul bekommt nun eine noch schwermütigere Komponente, die schwer verdaulich ist und das Anhören nicht wirklich zu einem Genuss macht. I Need A Forest mit Bon Iver (wann kommt endlich das Album?) taut dann zum Glück die dicke Eisschicht auf und ein Hauch von Wärme weht herein. Leider viel zu spät, bis dahin ist The Colour In Anything an seiner Traurigkeit erstickt.

Wir hören uns dann im November wieder.


Garbage – Strange Little Birds
(Rough Trade, 10.06.2016)

imgImmer mehr große Bands aus den 90ern kommen zurück. Nachdem wir erst einmal das Revival der Shoegaze-Bands wie My Bloody Valentine, Ride und Slowdive hatten, ist es nun auch Zeit für Alternative Rock.

Dieses Genre steht heute für abenteuerlich schlechte Bands, aber in unserer Retrospektive könnt ihr ja nachlesen, was dieses Genre für Meisterwerke kreierte.

Garbage hatten damals einen großartigen Lauf mit dem wunderbar schrägen Debüt und dem kleinen Pop-Wunderwerk Version “2.0”, sogar ein Bond-Song sprang noch heraus, bevor dann ab den 00-Jahren Stagnation eintrat.

Strange Little Birds ist zum Glück wieder eine Rückkehr zur alten Form, klingt viel energetischer und düsterer als gedacht, auch wenn das schrille Photoshop-Massaker auf dem Coverbild anderes vermuten lässt. Da mögen ein paar elektronische Effekte nicht auf dem Stand von 2016 sein; aber wäre nun zeitgeistiger, aber dafür austauschbarer Guetta-Sound die Lösung gewesen? Einzig Magnetize versucht sich an diesem Versuch und ist damit leider auch direkt einer der überflüssigsten Songs des Albums. Es gibt ansonsten aber keine nennenswerten Ausfälle und unter dem Strich ist Strange Little Birds ein grundsolides und überzeugendes Album einer verdienten 90er-Ikone.


Tom Odell – Wrong Crowd
(Sony, 10.06.2016)

tom-odell-wrong-crowd-495x495Odell gab vor Kurzem ein Überraschungskonzert im Hofgarten, um die Seelen der gestressten Münchener zu streicheln.

Die zahlreichen Herzchen-Likes auf Facebook ließen erahnen, dass dieser Stunt auf viel Gegenliebe stieß. Zum Star wurde der Engländer mit Another Love, der einem durch einen Spot der Telekom leider zu häufig am Tag serviert wurde und sich schnell abnutzte, hin zu leichtem Genervtsein. Schade um den gar nicht mal so üblen Song und das wirklich gute Album “Long Way Down”.

Nach 3 Jahren also der Nachfolger, der sich von dem intimen Jazz-Pop nun stark Richtung Mainstream orientiert. Odell hat Selbstbewusstein getankt und das ist leider nicht gut. So werden Chöre, Oooohooh und viel Hall über die Songs gegossen, die sämtliches Leben unter der zuckrigen Masse begraben.

Schade! Auf schöne Songs wie Somehow kommt leider immer ein fürchterlicher Lumineers-Verschnitt, oder was sonst noch aus der Folk-Ecke auf die Charts schielt. Solche Alben beschleunigen den mittlerweile eher wenig tollen Ruf, den dieses Genre als braves Family-Entertaiment ohne Anspruch und Ziel hat.


Spain – Carolina
(Glitterhouse / Indigo, 03.06.2016)

spain carolinaHa, es gibt aber noch Bands wie Spain. Seit den 90ern entwickelt die Band ihren langsamen Gitarren-Folk-Rock weiter, sogar der große Johnny Cash coverte für sein Album Unchained einen Song der Band aus Los Angeles, zusätzliche Popularität kam durch den Einsatz von Our Love Is Gone Forever in der Kultserie Six Feet Under, deren morbider Charme perfekt zu der schwermütigen Songs von Spain passte.

Nach einer langen Pause von 2003 bis 2010 ist die Band um den Ausnahmekünstler Josh Haden wieder zurück, um nach den von Kritikern hochgelobten The Soul of Spain und Sargent Place nun Carolina heraus zu bringen.

The Depression, One Last Look, unnötig zu erwähnen was für ein Trauerbrocken auch das mittlerweile 13.te (sic!) Album ist. Dass es trotz seiner Klasse an dem Status als großartige, aber nicht kommerziell erfolgreiche Kultband was ändert, davon gehen wohl auch die Bandmitglieder nicht mehr aus. So werden Spain auch die nächsten Jahre eher undankbare Slots auf Festivals annehmen, während weißgott unspannendere Folk-Nachzügler irgendwo Stadien füllen.

Es geht aber immer weiter und irgendwann wird auch diese Band dann zu ihrem Ruhm kommen, man kann nur hoffen, dass sie es noch miterlebt.


 

YG – Still Brazy
(Universal, 24.06.2016)

ygCompton, verdammtes Compton. In dem wohl bekanntesten aller “Problemviertel” ist wohl auch seit 1988 und dem NWA-Meilenstein “Straight Outta Compton” immer noch keine Ruhe eingekehrt.

Kennon Jackson, so der bürgerliche Name, kann hier immerhin 3 Schüsse auf sich und in die Polizei-Akte aufnehmen. Der Vorfall hat nicht nur körperliche Wunden hinterlassen, das merkt man den düsteren Lyrics an, aber trotzdem wird möglichen Konkurrenten schon einmal ein herzliches “Don`t come to LA” entgegen gezischt.

Der andere berühmte Sohn Comptons ist sicherlich Kendrick Lamar, der mit Good Kid/Maad City Westcoast zurück brachte und mit dem letzten Album in sperrigen Free-Jazz gewechselt ist. So füllt also YG eine Lücke und die Verbindung zu den Straßen, was man an dem stets funkigen Sound anmerkt, der immer wieder dem G-Funk und Dr. Dre ein Denkmal baut.

Still Brazy ist klassischer Hip Hop, der die 90er in die 10er bringt, auch wenn YG da sicherlich nicht der erste ist, der die Golden Era für sich entdeckt hat. Aber für jemanden, der nicht einmal zu Zeiten von Snoop und Dre geboren wurde, ist das trotzdem eine beachtliche Leistung, das Feeling und den Sound so gekonnt zu übernehmen. Hoffentlich haben satt gewordene Produzenten wie Timbaland für ein mögliches neues Album die Nummer von YG und dem Zauber-Prouzenten Terrace Martin, der nach How To Pimp A Butterfly und Kamasi Wahsington zeigt, dass er nicht nur Jazz kann sondern auch für die Straßen Beats basteln kann.


Red Hot Chilli Peppers – The Get Away
(Warner,  17.06.2016)

the-getawayFlirrender Sound, der an Disco erinnert. Das sind die Chilli Peppers im Jahr 2016. Anthony Kidies, ehemals Sexsymbol der 90er, mag zwar auch mit 50 immer noch die Figur eines 20 jährigen besitzen, aber als Sänger präsentiert er sich am Mikrophon wie der Rest gereift.

Das ist natürlich für alle diejenigen eine Enttäuschung, die gefühlsmäßig immer noch bei dem flirrenden Erotomanen-Funk von Blood Sugar Sex Magic hängen geblieben sind und sich den Sound der Jugend zurück wünschen, auch wenn die eigene Plauze und grauen Haare einen an die Vergänglichkeit der Jugend und gemahnt.

Damit man nicht in das Altersheim des Rock abgeschoben wird, stand Danger Mouse als Helfer bereit und kratzt den Funk wieder heraus… Streicher und Klavier. Ja mei, man geht es halt ruhiger an, aber ein feister Lick von Flea ist immer noch drin. Doch ein Disco-Beat geht halt nun im neuen Sound der Peppers. Kein blöder Schachzug, wenn man an den Erfolg von Daft Punk denkt. Go Robot kreist nicht nur einmal mit 70er-Rollschuhen über das Parkett und es klingt überraschend gut, auch wenn Zuhörer sich etwas mehr den Dreck wünscht. Das ist aber trotzdem eine interessante Entwicklung, die keine Lust mehr auf Hüpfereien und Berufsjugendlichkeit hat.

Es ist so weit. Die Band klingt nun wirklich “adult”. Die schwächeren Songs sind dann tatsächlich eher halbherzige Back To The Roots-Stampfer wie Detroit, das genau wie die gleichnamige Stadt etwas kaputte Räudigkeit ausstrahlen möchte, aber statt spritziger Juvenilität doch wie Schattenboxen daher kommt.


Car Seat Headrest – Teens of Denial
(Indigo, 08.06.2016)

cshtod-copyHuh? Indie-Rock kann ja sogar wieder spannend sein. Nach jahrelanger Total-Dominanz in den 00er-Jahren und darauffolgenden Ermüdungserscheinungen wächst so langsam wieder ein zartes Mauerblümchen neben gut frisierten Möchtegerns wie den seit Jahren unerträglichen Arctic Monkeys oder formelhaften Schunkel-Geschrammel für trunkenes Party-Publikum bei den großen Festivals.

Das Frontmann Will Toledo, der wie die Brüder im Geiste, Cloud Nothings, mit Nerdbrille und College-Look mal gar nicht an Lederjacke und Gel-Tolle erinnert, ist schon mal erfrischend weit weg von dem Fashion-Gebaren der anderen männlichen Rocker. Dass der Man sich lieber um Musik und nicht das Drumherum kümmert sieht man an sage und schreibe 12 Alben in der Discogorafie, wohlgemerkt von jemandem der in seinem Ausweis 1992 als Geburtsjahr hat.


Blink 182 – California
(Warner, 01.07.2016)

CmMZeXCWMAA56y-Das Lieblingsthema der Red Hot Chili Peppers, die düstere Seite von Kalifornien, geht also hier über auf die Pop-Punks von Blink 182, die mal Travis, Mark und Tom waren. Tom ist aber wieder weg und seinen Platz, konnte immerhin prominent mit Matt Skiba besetzt werden, der mit seiner Band Alkaline Trio in den 00ern eindrucksvoll bewieß, wie man Melodien und ein paar Akkorde miteinander verbinden kann.

Die Wahl hätte man nicht besser treffen können, wo man dem letzten Album das Erzwungene und nur noch ein Produkt auf Geschäftsbasis anhört, ist California wieder hörbar ein Album von drei Freunden, die Spaß haben. Blink Fans müssen aber keine Angst bekommen, hier eine stilistisch komplett veränderte Band zu hören, das ist immer noch der typische Blink-Style aus schnell ins Ohr gehenden Songs und thematisch gibt man auch mit über 40 immer noch die besten Versteher der Teenies, die zwischen Party und Angst durch Leben irren. Zum Abschluss des Albums gönnt man sich sogar noch einen Spaß namens Brohemian Rapsody, der nur aus 30 Sekunden besteht und doch so am besten das neue Wir-Gefühl von Blink 182 beschreibt.

Wir sind nun auch bald 40, die Band unserer Jugend klingt so frisch wie seit den 90ern nicht mehr, das kann also mit Travis, Mark und Matt ruhig so weiter gehen.


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